Via Lentia

Chorwochenende in Raach/Hochgebirge
(22. – 25. Apr 2017)

April 30th, 2017 | Posted by TP in Archiv

„Hallo! Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, mich vorzustellen. Ich heiße Marlena!“, sagt ein junges aufgewecktes Mädchen mit langen brünetten Haaren zu mir und streckt mir sogleich ihre Hand entgegen, die ich ganz selbstverständlich zu schütteln beginne.

Mein letztes Chorwochenende mit VIA LENTIA liegt rund fünf Jahre zurück. Kein Wunder also, dass ich die aktuellen Chormitglieder nur mehr aus der Publikumsperspektive und sie mich nur mehr von Erzählungen des Chorleiters kennen. Wir wohnen im altbekannten Seminarzentrum in Raach am Hochgebirge, wo auch ich schon unzählige Chorwochenenden verbracht habe.

Im Großen und Ganzen hat sich nicht viel am gemeinsamen Tun verändert. Es ist in diesem Chor ganz selbstverständlich, dass das soziale Miteinander hochgehalten wird, was verschiedene Ausdrucksformen hat: die altersdurchmischte Zimmereinteilung wurde von zwei Schülerinnen ausgeklügelt und es besteht die ungeschriebene Regel, dass man vermeidet, bei den Mahlzeiten zwei Mal neben der gleichen Person zu sitzen. Außerdem tragen ein Nachtspaziergang und ein Spieleabend zur sehr guten Stimmung bei. In den Pausen wird – sofern nicht Lernzeit ist – auf dem „Fun-Court“ Fußball gespielt …

Außerdem gibt es nach wie vor unzählige ‘Chorjobs‘, die die Schülerinnen und Schüler langfristig übernehmen und die ganz automatisch im Hintergrund ausgeführt werden. Das Selbst- und das Verantwortungsbewusstsein, das dadurch entsteht, ist bestimmt auch einer der Gründe für die vielen Erfolge, die der Chor am laufenden Band erzielt. Wenn man genau hinsieht bemerkt man, dass jemand den Notenständer mitgenommen hat und aufstellt, für die Bleistifte verantwortlich ist, sich um die Notenmappen kümmert, den Tagesablauf auf das Flipchart schreibt, die Türschilder für die Zimmer zeichnet, die Stimmbildungsgruppen einteilt, usw. Es macht mich nostalgisch und stolz, zu bemerken, dass die Rollen, die früher meine Altersstufe innehatte, nun von den jüngeren ‘Großen‘ eingenommen werden und sofort habe ich das Gefühl, mitreden zu können.

Neben den sozialen Selbstverständlichkeiten wird das PROBEN am Chorwochenende – im wahrsten Sinne des Wortes – großgeschrieben. Begonnen wird mit einem täglichen Einsingen, das stimmbildende Elemente enthält. Durch Hüpfen und Strecken werden die Atmung und das Zwerchfell aktiviert und dann durch unzählige (für mich) neue Übungen, die Singen und Bewegungen kombinieren, die Burschen und Mädchen getrennt aufgewärmt. Beim Zusehen denke ich, dass sogar ein paar der Aufwärmübungen zur Aufführung gebracht werden könnten. Die Chormitglieder sind gewöhnt – angestachelt vom Chorleiter – sich in jede Übung so richtig hineinzusteigern und – sogar früh am Morgen – abzutanzen. Dabei entsteht ein wirklich voller Chorklang, den man von Jugendchören nur selten zu hören bekommt. Besonders die Männerpartie (15 Männerstimmen!) lässt mein Herz höher schlagen. Mir fällt auf, dass das Niveau der Stücke und des Chores generell viel höher ist, als zu meiner Zeit; der Chor hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt.

Viele Passagen der Stücke sind großteils bereits vor dem Chorwochenende in die Gehirne „eingebrannt“ worden, damit am Chorwochenende genug Zeit ist, um den Gesamtklang zu verfeinern und an der Präsentation, dem ‘Outfit‘ der Stücke, zu feilen. Was außerdem zu erwähnen und wirklich lobenswert ist, ist die Tatsache, dass alle mit höchster Begeisterung singen, einander wirklich gern haben und vertrauen und dass der Chorleiter ein sehr hohes Interesse am Wohlergehen jeder und jedes einzelnen, am Perfektionieren der Stücke, und am stetigen Verbessern seiner Tätigkeit und des Chores hat! Und in jeder dieser Hinsichten geht in diesen vier Tagen unglaublich viel weiter.

Ein arbeitsintensives Chorwochenende geht zu Ende: Marlena packt so wie viele andere im sonnigen Garten ihre Lernsachen zusammen und geht zum „letzten Durchsingen“ wieder hinein in den Proberaum. Nach der Abschlussrede des Chorleiters geht es mit Bus und Bahn zurück nach Wien … singend natürlich!

Text: Vero


Fotos: Vani & andere

‚Statistische Informationen‘:

22 Stunden Gesamtprobe   –   4½ Stunden Einzel-Stimmcoaching   –   (mind.) 7 Stunden Lernzeit   –   1 Mess-Gestaltung in Maria Schutz

Geprobt wurde:   neu: Love yourself, Da te ni; fertig gelernt: Nyon Nyon, Traurige Krönung, Australian Spring; aufgefrischt/neu gelernt: Baby Shark; für die Messe WH: Ehre (Schubert), Wie der Hirsch schreiet, May God be with you, Heilig (Schubert), Mein Heiland Herr und Meister, Maria die Schönste, Jubilate Deo; außerdem: Jenny Rebecca.

Mit Unterstützung des STIMMBOGEN    Stimmbogen_Logo

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