Via Lentia

Chorwochenende in Raabs an der Thaya
(9. – 12. Apr 2016)

April 16th, 2016 | Posted by TP in Archiv

„Wie war’s am Chorwochenende?“

Was sagt man auf so eine Frage? Wie soll man all das unglaublich Erlebte schildern?
Wie bringt man rüber, was abgeht,

– wenn das vom belgischen Komponisten Alain Craens eigens für den internationalen Wettbewerb in Neerpelt komponierte Pflichtstück Friendship, mit seiner obligaten Klatsch-Stimme, nach rund zehn Stunden investierter Probenzeit in Wien am dritten Tag des Chorwochenendes plötzlich ‚funktioniert‘ und zu ‚leben‘ beginnt

– wenn der Chor eine von den Australian Voices abgeschaute und eingerichtete Bewegungsfolge zu Baby Shark nach und nach sich zu eigen macht und vor lauter Begeisterung in den ‚Moves‘ kaum zu halten ist

– wenn die Darbietung eines netten kleinen englischen Renaissance-Stücks, Fair Phyllis I saw, mit Hilfe der Tipps einer Choreografin aus dem Theater Dschungel Wien von einem steifen hölzern-ungelenken Absingen langsam zu einem witzigen SchäferInnen-Flirt sich wandelt – mit gedachter Halskrause natürlich

– wenn der Chor eine naiv-kindlich-fromme Inszenierung einer eigens eingerichteten fünfstimmigen Version des Abendsegens erarbeitet, in einer wunderbaren Formation mit knieenden Hänseln und Greteln vor einem Rund aufgereihter Männer und dazwischen stehenden Alt-‚Bäumen‘, die am Ende zu segnenden Engeln werden

– wenn die einschlägigen Stellen des Irischen Segensliedes May God be with you nach viel Stimmbildungsarbeit langsam ‚aufgehen‘ und eine Woge von Klang insbesondere die Soprane überschwemmt

– wenn der Chor sich jeden Abend zum Ende der letzten Probe (21.30 Uhr) an Wat is nieuw? versucht, einem ins Flämische übersetzten Stück zwischen Zeitungs-zerreiß-Aktionismus und Sprechkunst à la Zykan, um jedes Mal einen zerfetzt übersäten Boden zu hinterlassen

– wenn in den Zeiten zwischen den insgesamt 21 Stunden Probe knapp acht Stunden gelernt, in vier Stunden die ganze Chorbelegschaft einzel-gecoached, eine Messe in der Dorfkirche von Raabs gestaltet, danach am Rasen vor der Kirche eine Ringer-Spezial-Einlage geboten, von einigen Schülerinnen in der Mittagspause eine super-kreative Fotosession im Wald eingeschoben, bei Gangsitzungen in der Nacht spontan alle möglichen Songs – u.a. auch Hello von Adele – zu zwei Gitarren gesungen wurde,  und ein nächtlicher Spaziergang irgendwo im Gatsch an der Thaya seinen Höhepunkt fand?

„Schön war’s am Chorwochenende! Sehr, sehr nett … “

Text: TP

Fotos: Jessi, Antonia

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